WEINLESEBERICHT 2018

An dieses Jahr wird sich wohl jeder erinnern können.
Nach letzten Niederschlägen an unserem Hoffest Anfang Juni folgte der warme und trockene Sommer 2018. Erst Ende August, kurz vor der Lese, brachten drei Niederschläge wieder grün in die Landschaft und nicht nur die Reben blühten wieder auf.
Als einer der ersten starteten wir am 3. September mit der Hauptlese. Die Trauben waren zu diesem Zeitpunkt schon viel reifer als vermutet und um unseren klaren, schlanken Weinstil zu verfolgen, war eine sehr schnelle Lese notwendig.
Zusammenfassung ein bisschen Statistik:
18 Lesetage 95 % der Lese im Keller
7 Tage davon über 30°C
Kühlster Lesetag 24,4°C
· Alles im Prädikatsbereich 85-100° Oe
Durchschnitt im Keller 93° Oe
Größte Ernte in der Geschichte des Weinguts
20% größere Ernte als im langjährigen Schnitt.
Für Winzer und Weingüter war der Herbst 2018 ein Traumherbst.
Das überragend gesunde Lesegut, blauer Himmel und Sonnenschein, kurze Hosen: wenn es so bleibt, sind das für uns positive Folgen des Klimawandels.
Die größte Überraschung war für uns der Ertrag vom Chardonnay sowie vom Gewürztraminer. Beide Sorten haben jedes Jahr die niedrigsten Durchschnittserträge von 60 bis maximal 80 kg je ar. Dass diese Sorten einen gleich hohen Ertrag haben wie Müller-Thurgau, konnten wir uns nicht vorstellen. Gerade der nun 25 Jahre alte Chardonnay scheint mit wenig Wasser und viel Sonne bestens zurechtzukommen.
Auch der neue Keller mit 450.000 L Fassungsvermögen war dank unserer Lieferanten und Handwerker just in time fertig. Die vielen kühlbaren Tanks konnten besonders von unseren neuen Kellermeisterin Anna Dießlin sofort eingesetzt werden. Was hier reifen wird, soll kein Jahrhundert-Wein werden, wie es die Begebenheiten des Jahrgangs ermöglichen könnten, sondern frischer, saftiger Wein mit extremer Klarheit, wie unsere Kunden es lieben.
Eine Jahrhundert-Lese war es dennoch für uns, weil die Lese noch nie so früh mit solch reifen Trauben startete. An jedem Standort wären exorbitante Mostgewichte möglich gewesen, was die noch deutsche Klassifikation nach Zuckergehalten der Trauben ad absurdum führt. Auch der Ertrag hatte nur wenig Korrelation mit dem Mostgewicht. Ein Geschenk des Himmels, über das die Winzer noch lange reden werden und sich die Konsumenten freuen dürfen.
Martin Schmidt